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captain Berlin versus Hitler (Artikelnummer: )

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CAPTAIN BERLIN VERSUS HITLER basiert auf dem Hörspiel CAPTAIN BERLIN VERSUS DRACULA, das Buttgereit für den WDR gemacht hat, und geht zurück auf die Rezeption trashiger Nazi-Comics aus den USA, die der Regisseur sehr liebt. Die Einfachheit der Bühne ist großartig: ein offenes Zirkuszelt mit einem Hakenkreuz an der Spitze. Davor und darin agieren die wunderbaren Schauspieler: der kleinwüchsige Conférencier Michael Waechter, der Superheld Captain Berlin, dessen unberührte, aufreizende Tochter Maria, Ilse von Blitzen (Claudia Steiger), die geniale Leibärztin Adolf Hitlers, Hitlers Gehirn mit lustig heraustretenden Augen, das später in einen seltsamen Roboter gepflanzt wird, Graf Dracula aus der verbotenen Ostblockzone (gespielt von dem Kafka-Verehrer Adolfo Assor).

Die Geschichte ist schnell erzählt: Widerständige Wissenschaftler schufen in den 30er-Jahren Captain Berlin, einen deutschen Superhelden, der den wahnsinnigen Diktator Hitler umbringen sollte. Dies misslang. Doch auch der Versuch Hitlers, sich das Leben zu nehmen, ging daneben. Das Hirn des Diktators wurde von dessen tüchtiger Leibärztin Ilse von Blitzen konserviert. Endlich ist sie im Begriff, dem Hirn einen neuen Körper zu geben. Behilflich soll ihr dabei Dracula sein, der jedoch ideologisch dem Sozialismus nahesteht. Am Ende gibt es einen schönen Showdown, bei dem Hitlers Hirn wie ein ekliger Ball hin- und hergeworfen wird.

Dies alles ist sehr comichaft inszeniert und ausgestattet. Man spürt die Freude, mit der die Schauspieler so völlig überzeichnet agieren. Wie ein Kind, das das Fliegen mit ausgebreiteten Armen übt, rennt der Superheld über die Bühne oder kämpft in Zeitlupe. Adolfo Assor, den man aus existenziell-melancholischen Inszenierungen kennt, zeigt einen Humor, den man ihm nicht zugetraut hatte; eher streng, sexy und hysterisch Ilse von Blitzen.

Die Ausstattung ist prima. Als Horrorfilmfreund ist man ganz begeistert, wenn Gedärme aus buntem Papier aus einem Zombie quellen. Manchmal wirkt das Stück, als käme es aus dem Kopf eines Teenagers, der amerikanischen Trashfilmen und Comics verfallen ist. Selten hat man sich im Theater so amüsiert.

Detlef Kuhlbrodt
(die tageszeitung, 12.11.2007)

Hitlers Hirn
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